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Frauenriegenreise 2020

28.09.2020

        

Ja, eigentlich erträumte sich die muntere Turnerinnenschar dieses Jahr den Treffpunkt am Flughafen, denn die geplante Jubiläumsreise hätte uns ins spanische Valencia  führen sollen! Motiviert und ermuntert durch unsere Reiseorganisatorinnen, die in kurzer Zeit coronabedingt ein Alternativprogramm ausarbeiteten, traten wir die diesjährige verkürzte Inlandreise trotzdem freudig und voller Erwartung am Bahnhof Bülach an. Es war wohltuend, so viele Turnkolleginnen nach längerer Zeit wiederzusehen, denn das Vereinsleben gestaltete sich im letzten Halbjahr ungewohnt und eher schwierig.  

Umso glücklicher bestiegen wir um halb acht Uhr den Zug Richtung Schaffhausen, nachdem auch bereits auf dem Bahnsteig die Verfasserin dieses Berichts via unerwartetem Kabelriemen-Geschenk erkoren wurde. So konnte das Morgen-Gipfeli während der Fahrt ohne schlechte Vorahnung genossen werden! Denn auch kulinarische Blitzaktionen auf früheren Vereinsreisen haben schon Frauen zu Schreiber und Papier gezwungen!  

Nach kurzweiliger Fahrt durften wir unsere Rucksäcke in der Schaffhauser Velostation deponieren und den Aufstieg zum Munot unter die Füsse nehmen. Jaja, Corona hinterliess so manche Spuren in Sachen Kondition – Grund genug, um über dem Burggraben unsere Vereinsgläsli auszupacken und fürs Erste auf das Wochenende anzustossen! Nach kurzer Verschnaufpause lud uns die gegenwärtige Turmwächterin, übrigens die erste weibliche Bewohnerin dieser seit 1589 bestehenden Festung, zu einer hoch interessanten Führung durch dieses Bauwerk ein. Während der Begehung der schmucken Turmgärten präsentierte sich uns auch der Platzhirsch Peter, welcher stets nach dem amtierenden Stadtpräsidenten benannt wird. Abschliessend durften wir uns an einem reichhaltigen Apéro-Buffet auf der sonnigen Dachzinne bedienen.  

Nach dem Abstieg und einem kurzen Spaziergang durch die schmucke Altstadt standen für uns 23 Bikes bereit. Nach gemütlicher Fahrt via Beringen, auf dem Hallauer Höhenweg durch die liebliche Klettgauer Landschaft, erreichten wir das wundersame Hotel in Trasadingen, dessen Anlage wie ein Zauberland anmutete. Fantasievoll zu einem Pavillon zusammengefügte Weinfässer mit integrierten Doppelzimmern warteten auf ihre neuen Gäste. Die liebevoll eingerichteten Unterkünfte versprachen einen erholsamen Schlaf. Vorerst aber genossen wir ein Nachtessen vom Feinsten und vergnügten uns noch eine Weile mit plaudern, diskutieren und spielen. Für einige Frauen müssten die Unterkünfte eigentlich  reduzierte Stunden-Preise anbieten, da ihre Zimmer auf unserer Reisen oftmals nur sehr kurzzeitig aufgesucht werden!
Bereits um 7.30 Uhr begann am nächsten Morgen ein emsiges Treiben. Die Unterkunft glich einem Bienenhotel! Die 23 Weibchen begannen ihr Tagwerk und schwärmten aus, um im Nebengebäude den nötigen Nektar aufzunehmen. Wieder bei Kräften packten wir alle unsere sieben Sachen und entledigten uns der Zimmerschlüssel, die alsbald der nächsten, bereits wartenden Gruppe ausgehändigt wurden. Die anschliessende Wanderung führte uns querfeldein Richtung Osterfingen durch die herrlichen Rebberge. Nach zwei Stunden erreichten wir unser erstes Etappenziel, eine Nagelfluh-Höhle im Ausläufer-Hügelzug des Jura. Dort erwartete uns ein Weinbauer mit einem köstlichen Apéro riche und erzählte uns viel Wissenswertes über Landschaft, Wein und sein 370-Seelendorf Osterfingen.
Unsere letzte Wanderetappe führte uns wieder hinunter in die Ebene nach  Wilchingen zum alten Waschhäuschen, wo wir von zwei Frauen aufs Wärmste begrüsst wurden. Die beiden echten „Wöschwiiber“ mit ihren züchtigen Häubchen, Schürzen und Miedern schienen direkt dem Mittelalter entsprungen zu sein und versetzten uns ins Jahr 1767 zurück. Mit einem Leiterwagen voller Wäsche, Zuber und Waschbrett zogen sie mit uns von Brunnen zu Brunnen und packten dort nicht nur die Unterhosen ihrer Gatten, sondern auch alte Geschichten aus. Während der  zweistündigen Dorfführung erfuhren wir viel Wichtiges (2x im Jahr die Bettwäsche wechseln genügt vollauf!) und Witziges über die Wilchinger und ihre einst verfeindeten Hallauer. Die spritzige Art, Dorfhistorik für einmal so zu erleben, machte enormen Spass!
Der Ueberraschungen nicht genug, wurden wir anschliessend königlich auf Pferdewagen zurück nach Trasadingen gebracht. Diese Fahrt durch die fast endlosen Rebberge setzte unserer Reise die Krone auf!
Glücklich und voller wunderbarer Erlebnisse bestiegen wir etwas später den Zug und traten unsere Heimreise an.
Trotz Coronavorschriften und der von uns ernstgenommenen Eigenverantwortung bleibt diese Vereinsreise dank weiser, durchdachter Planung als wunderbares Erlebnis in bester Erinnerung!  

Ein riesiges Dankeschön geht an euch, liebe Manuela und Kathrin, aber auch an alle andern, die mit einer unerwarteten Aktion (Gipfeli, Beerenlimes, Apéro, Flammkuchen,...) das Wochenende vollkommen machten!                                                                              

Für die Frauenriege                                                                                                 

Marianne Beutler